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Familie Schönmann/Ehrmann - eine Turnerfamilie1
Frankfurter Str. 49
in der NS-Zeit
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Frankfurter Str. 49
Das Haus Frankfurter Straße 49 war wie viele ein Mehrgenerationenhaus. Hier lebten Emil und Auguste Schönmann, ihre Tochter Johanna mit ihrem Mann Eugen Ehrmann und deren beider Söhne Horst und Erwin. Auguste war die Schwester von Moritz und Bernhard Frankfurter, die quasi nebenan in Haus Nr. 55 wohnten.
Eugen Ehrmann war Buchhalter, Johanna Hausfrau. Wo Eugen beschäftigt war, ist unklar. Emil Schönmann betrieb ein Einzelhandelsgeschäft. Hinten im Hof hatte er einen Raum dafür. Wenn er als wandernder Stoffhändler unterwegs zu seinen Kunden war, führte seine Frau das Geschäft im Haus.
Wie ihr Großvater Emil waren seine Enkel Horst und Helmut begeisterte Turner. Als sie als Juden 1933 aus dem Turnverein ausgeschlossen werden sollten, gab es Widerstand im Verein. Auf Anordnung des NS-Bürgermeisters wurde schließlich ein neuer Vorsitzender bestimmt und der Ausschluss vollzogen. Horst und Erwin wurden 1931 und 1933 eingeschult, verließen die Heusenstammer Schule aber bereits 1935. Ständige Diskriminierungen veranlassten ihre Eltern, sie auf die jüdische Schule nach Offenbach zu schicken. Weil er Jude war, musste auch Emil Schönmann Ende 1938 sein Geschäft schließen. Sein Schwiegersohn Eugen Ehrmann verlor seine Anstellung Wie die anderen jüdischen Männer in Heusenstamm wurden nach dem Novemberpogrom 1938 auch Eugen Ehrmann und sein Schwiegervater Emil Schönmann von der Gestapo festgenommen und im KZ Buchenwald inhaftiert. Kurz nach ihrer Entlassung zogen beide Familien Ende 1938 nach Frankfurt. Der Zwangsverkauf ihres Hauses wurde von der Heusenstammer Gemeindeverwaltung vorangetrieben.
Eugen, Johanna und ihre Söhne fanden Beschäftigung als Hilfsarbeiter. Mit ihrem geringen Lohn mussten sie auch für den Lebensunterhalt von Emil und Auguste aufkommen, die wegen ihres Alters keine Arbeit fanden. Horst und Erwin wurden im Juni 1942 nach Majdanek transportiert. Erwin starb dort, 15jährig, im August 1942, Horst starb dort im September1942 mit 17 Jahren. Nach der Deportation ihrer Söhne mussten Johanna und Eugen Ehrmann mit ihren alten Eltern noch einmal umziehen. Mit jetzt nur noch vier Personen stand ihnen weniger Platz zum Wohnen zu. Drei Monate später wurden alle vier zusammengepfercht mit 1370 anderen hessischen Juden von Frankfurt ins Ghetto Theresienstadt deportiert.
Im Januar 1943 wurden Eugen und Johanna Ehrmann nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Auguste und Eugen Schönmann blieben anderthalb Jahre im Ghetto Theresienstadt, bis sie von dort nach Auschwitz gebracht und wahrscheinlich sofort ermordet wurden. Ihre Todesdaten sind nicht bekannt
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